Kohlekraftwerk Moorburg

Kohlekraftwerk Moorburg

„Im Süden Hamburgs entsteht derzeit eines der modernsten und umweltfreundlichsten Kohlekraftwerke weltweit: das Kraftwerk Moorburg. Nach der Inbetriebnahme wird es Vattenfalls modernstes Kohlekraftwerk und eine der umweltfreundlichsten Anlagen ihrer Art sein.“

So liest es sich schön auf der Vattenfall-Homepage. Doch was erwartet uns dort wirklich?

Ein kurzer Rückblick: im Jahr 2006 wurde der Antrag für das Kraftwerk gestellt, welches am Standort des 2004 abgerissenen Gaskraftwerkes entstehen sollte. 2007 war Baubeginn für das rund 2,6 Mrd. teure Projekt, obwohl erst 2008 die Baugenehmigung erfolgte. Diese Genehmigung war von der damaligen Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) unter strengen Umweltauflagen erteilt worden.

2009 hat Vattenfall dann die Bundesrepublik Deutschland wegen der Verschärfung der Umweltauflagen beim Bau und Betrieb des Kraftwerkes vor dem Washingtoner Schiedsgericht für Investitionsstreitigkeiten (ICSID) auf Schadensersatz in Höhe von 1,4 Mrd. Euro verklagt. Dieses Verfahren wurde mit einer einvernehmlichen Einigung beigelegt, das heißt, dass von politischer Seite Zugeständnisse gemacht wurden, die Inhalte dieser Einigung sind der Öffentlichkeit bis heute vorenthalten worden – näheres hier.

Kernkraftwerksbaustelle Moorburg 2008

Ab 2014 soll das von Vattenfall als „umweltfreundlichstes Kohlekraftwerk weltweit“ gepriesene Werk jährlich bis zu 9 Mio. Tonnen CO2 produzieren, was zum Beispiel mehr ist als das gesamte Land Bolivien und doppelt so viel wie die CO2-Emissionen des gesamten Hamburger Verkehrs.

Zusätzlich kommen weitere Schadstoffbelastungen insbesondere auf die Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel, Rothenburgsort und Billstedt zu: Bei 7500 Volllaststunden entstünden je 6.420 Tonnen Stickoxide, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid, 642 Tonnen Feinstäube, 4,815 Tonnen Blei, 1,123 Tonnen Cadmium, 0,963 Tonnen Quecksilber und 0,802 Tonnen Arsen.

Eine aktuelle Studie ermittelt allein durch die unmittelbaren Schadstoffemissionen für Moorburg jährlich 583 verlorene Lebensjahre, was nach anerkannter Berechnungsmethode 54 dadurch verursachte Todesfälle bedeuten würde.

Auszug Greenpeacestudie Das Kraftwerk Moorburg wird zwei steinkohlebefeuerte Blöcke mit jeweils 865 MW elektrischer Nennleistung haben, insgesamt soll es 111.000.000.000kWh/Jahr produzieren und damit 85% des Strombedarfes Hamburg decken. Der Steinkohleverbrauch wird bei Volllast bei etwa 12.000 Tonnen pro Tag liegen! Diese Kohle soll aus dem atlantischen Raum importiert werden, zum größten Teil aus Kolumbien – warum siehe hier.

Vattenfall hat Moorburg immer als Kraftwerk „von und für Hamburg“ dargestellt. Angesichts des zügigen Ausbaus der Windkraft kann von einer Notwendigkeit für die Stromversorgung Hamburgs keine Rede mehr sein. Das Gleiche gilt erst Recht bei der Fernwärme.

Hier konnte die sog. Moorburgtrasse durch den massiven Protest von AnwohnerInnen und AktivistInnen verhindert werden – siehe auch Unterseite “Moorburgtrasse“.

Die Konsequenzen für Vattenfall sind dabei erheblich: Ohne die Wärmeproduktion verliert Moorburg den Rang der sog. „Vorzugsproduktion“. Deswegen darf der  Meiler nun bei ausreichender Stromproduktion der Erneuerbaren nicht mehr für den deutschen Markt einspeisen.

Die “Lösung” für Moorburg lautet dann Export – hier reglementiert des EEG (erneuerbare Energiengesetz) nicht, weswegen Deutschland schon 2012 “Stromexpoteuropameister” war. Und 2013 wurde in den ersten 3 Monaten bereits 80% der (Rekord-) Strommenge von 2012 exportiert – mehr zu der sog. Exportoption hier.

Ein weiteres großes Problem ist die Kühlung im Kraftwerk. Zur Zeit hat Vattenfall die Wasserrechtliche Erlaubnis, im Regelbetrieb gigantische Mengen Wasser zur Kühlung aus der Süderelbe zu entnehmen und erwärmt (um 10°C wärmer!) wieder einzuleiten.

Um eine Vorstellung der Dimensionen zu bekommen: Bei der Durchlaufkühlung würde in zwei Stunden die Menge des gesamten Wassers der Binnenalster benötigt werden!

Im Gegensatz zur hochproblematischen Durchlaufkühlung, bei der 64m3 Elbwasser pro Sekunde entnommen werden, könnte ein ganzjährig betriebener Hybridkühlturm die benötigte Frischwassermenge auf 1m3/Sekunde reduzieren.

Vattenfall sträubt sich aus reinem Profitinteresse gegen die ganzjährig betriebene Hybridkühlturmnutzung. Es würde nämlich eine Umsatzeinbuße von etwa 2,5% bedeuten, weil der Wirkungsgrad des Kraftwerkes von 46,5% auf 45,4% reduziert würde.

Das fand jetzt auch das Hamburger Oberverwaltungsgericht problematisch. Am 21.1.13 gab es einer Klage des BUND gegen die sog. “wassrerechtliche Genehmigung”  statt und untersagte die Kühlwasserentnahme aus der Elbe. Das Urteil ist nachzulesen hier und näheres dazu auch dort. Am 19.03.2013 hat Vattenfall gegen das Urteil Revision eingelegt.

Das schwedische Staatsunternehmen ist am Zustand der Elbe offensichtlich nicht interessiert, Hauptsache es gibt einen möglichst hohen Gewinnabfluss Richtung Stockholm. Fatal ist, dass die Stadt Hamburg diese Haltung mit einer fehlerhaften Wasserrechtlichen Erlaubnis zu legitimieren versucht”, sagt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.

Vattenfall kann sich in der Stadt auf eine starke politische Lobby stützen. Allen voran der mächtige Wirtschaftsenator Horch, aber auch Bürgermeister Scholz, Umweltsenatorin Blankau und sogar die Gewerkschaften stützen das völlig unverantwortliche und obendrein sinnlose, wie unzeitgemäße Projekt – siehe auch hier.

Tatsache ist, dass bei einer Inbetriebnahme ganze Stadtteile, wie Wilhelmsburg oder Moorburg von Stickoxid- und Feinstaubemissionen erheblich belastet werden. Hinzu kommen fatale ökologische Folgen für den ohnehin hoch belasteten Bereich Süderelbe und natürlich riesige Mengen CO2, die der Klimakiller emittieren würde.

Gegen Moorburg hat es eine Vielzahl von Protest- und Widerstandsaktionen in den vergangenen Jahren gegeben.
Die bisher spektakulärste Aktion dabei war die versuchte Bauplatzbesetzung von rund 800 AktivistInnen, die von einem massiven Polizeiaufgebot durch Wasserwerfereinsatz verhindert wurde.

Mal ganz davon abgesehen waren und sind eine sehr deutliche Mehrheit der HamburgerInnen sowieso und grundsätzlich gegen das Kohlekraftwerk aus wirklich guten Gründen…allerdings wurden wir nie gefragt.

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