Rio Ranchería

Rio Ranchería

Aktuelle Meldung: Umverlegung vorerst gestoppt!

Lt. einer Erklärung von Cerrejón ist nun im November 2012 der Konzern von seinen Plänen vorerst abgerückt. Das Bündnis gegen die Umverlegung des Rio Rancherías kommentiert diese überraschende Meldung mit “Die Einigkeit in der Verschiedenheit hat uns den Sieg gegeben” und weiter “La Guarjira (die Provinz) stoppt die Minenlokomotive”. Man geht allerdings (noch) nicht von einem endgültigen Stopp aus – siehe deren blog.

Der Rio Ranchería ist für die dortige Bevölkerung eine entscheidende Lebensgrundlage.

Dort wird das Vieh getränkt, sowie das für die Bewässerung der Felder benötigte Wasser entnommen.

Schon heute fließt der Rio Ranchería unmittelbar am Kohleabbau vorbei. Ihm werden für den Abbau erhebliche Wassermengen entnommen und danach wieder ungefiltert zugeführt. Ganze Kohlebrocken, vor allem aber hochgiftige Schwermetalle gelangen so schon heute in den Rio Ranchería.

Schwere Krankheiten und im Besonderen auch Anomalien bei Neugeborenen häufen sich auffällig – gerade auch in Flußnähe.

Auf der nebenstehenden Karte gut zu erkennen: Praktisch das gesamte jetzige Minengebiet (grau) liegt in dem Einzugsgebiet des Rio Rancherías (hellbraun). Das gleiche gilt für die grün umrandeten Flächen, für die Cerrejon bereits Bergbaukonzessionen besitzt.

Nun soll der Fluß obendrein einem Erweiterungsgebiet des Tagebaus weichen und auf einer Länge von 28 km umverlegt werden. Dadurch wird der notwendige Zugang zur für die Region wichtigsten Wasserversorgung zum einen schlicht in bis zu 5 km Entfernung versetzt.

Des Weiteren ist die Umverlegung auch wichtige Vorraussetzung für die -so geplante – erhebliche Ausdehnung des Kohlabbaus (siehe Konzessionsgebiet in der oberen Karte).

Dieser wiederum setzt erneute Umsiedlung von ganzen Dörfern voraus und plant den Fluß obendrein erst Recht als gigantische “Kohlewaschanlage” ein, womit die o.g. Folgen noch deutlich vergrößert werden würden.

 

Das Ausmaß der Planung wird auf der nächsten abgebildeten Karte dargestellt, wobei gelb und hellgrün die geplanten Ausbaugebiete kennzeichnet. Der jetzige Flußlauf ist hellblau und die geplante Umverlegung dunkelblau dargestellt.

Die geplante Umverlegung des Rio Ranchería ist Protestschwerpunkt

In der Provinz La Guarjira hat sich breiter Protest formiert. Betroffen sind viele, insbesondere die direkt am Fluß lebenden. Dazu gehört auch die Provinzhauptstadt Rio Hacha (Demo dort siehe Foto), aber auch gerade viele Indigene, denen der Fluß obendrein heilig ist.

Aber auch die gesamte Zivilgesellschaft – vorneweg die Gewerkschaften - ziehen an diesem Punkt an einem Strang. Am 1. August, dem landesweiten Aktionstag gegen die sog. “Bergbaulokomotive” war die geplante Umverlegung dann auch Schwerpunktthema in der Region.

Hier die engagierte Rede des Chefs der Minenarbeitergewerkschaft, der “Widerstand bis zur letzten Konsequenz” ankündigt” auf einem Video.

Vom 16. bis 20. August organisierten die Vereinigung der Autoritäten und indigenen Räte des Südens der Guajira AACIWASUG, die Fuerza de Mujeres Wayuu, das Anwaltskollektiv José Alvear Restrepo sowie das Komitee zur Verteidigung des Flusses Ranchería und des Quellgebietes Cañaverales eine Expedition entlang des Flusses Ranchería.

Erklärtes Ziel dabei: Den Fluss vor dem Bergbauprojekt zu verteidigen, für den Respekt der indigenen Völker und ihrer autonomen Entscheidungen zu kämpfen, die Biodiversität und die ökologische und soziokulturelle Bedeutung des Ranchería hervorzuheben, sowie Möglichkeiten der Wasserreinigung und ökologischen Aufwertung des Flusses zu prüfen.

Der Aufruf wurde damit begründet, dass in den bisher 30 Jahren des Kohleabbaus die lokale Bevölkerung die gravierenden Folgen des Bergbaus habe erdulden müssen, darunter die Verschmutzung der Luft, der Böden und des Wassers, Verlust an Land und Gesundheitsschäden.

Vor der Inbetriebnahme des Cerrejón habe die Gegend v.a. von Landwirtschaft und Handel gelebt, die 60.000 Arbeitsplätze schufen. Die Mine offeriere nur einen Bruchteil an Arbeitsplätzen, insbesondere werde die lokale Bevölkerung zu wenig berücksichtigt. Die Organisatoren der Expedition beklagen, dass trotz den hohen Gewinnen die die Mine macht 64% der Bevölkerung der Guajira immer noch in Armut lebt.

Die Organisatoren der Expedition betonten dabei die Undurchführbarkeit des Projektes und forderten, dass sämtliche Aktivitäten, die auf die Umleitung des Flusses hinarbeiten gestoppt werden.
An der Expedition nahmen ca. 150 Personen aus Kolumbien, Deutschland, den USA und weiteren Ländern teil, Vertreter von NGOs, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen.

Inzwischen haben sich auch etablierte Parteien (vor Ort), wie die Liberalen  und sogar die konservative Regierungspartei gegen die geplante Umverlegung positioniert.

Und selbst die Konzernleitung von Cerrejón versucht zu beschwichtigen, indem sie neuerdings nur noch von “Vorplanungen” spricht, sowie zusagt, “sämtliche Optionen zu prüfen” und eine Umverlegung nur dann in Frage käme, wenn diese “ökologisch vertretbar” sei. Das ist gerade auch für kolumbianische Verhältnisse eine schon außergewöhnliche Gemengelage. Schließlich gilt Cerrejón als ausgesprochen skrupellos – siehe Unterseite. Und die Regierung hat bisher immer alles getan um deren Interessen zu bedienen.

Nun könnte es an dieser – auch für die Zukunft des dortigen Bergbaus sehr zentralen Stelle – für Cerrejón eng werden. Ohne eine Umverlegung wäre allerdings auch der geplante Ausbau der Mine insgesamt in Frage gestellt. Und noch grundsätzlicher: Erstmals würde den Interessen der Bevölkerung und nicht denen des Konzerns entsprochen werden, bzw. diese sich durchsetzen.

Bei dem Konflikt um die Umverlegung des Rio Rancherías geht es also auch um eine Weichenstellung – sowohl eine Umverlegung, als auch eine Verhinderung derselben hat erhebliche direkte, wie auch  prinzipielle Konsequenzen.

Auch deswegen rufen das breite Bündnis in La Guarjira, sowie verschiedene NGOs dazu auf, den Konflikt in die internationale Öffentlichkeit zu bringen.
Eine Verhinderung des Projekts scheint mit Hilfe  internationaler Solidarität möglich.
Ohne diese ist hingegen eher wahrscheinlich, dass die bisher geltenden Mechanismen greifen werden und notfalls die Zentralregierung mit auch gewalttätigen Mitteln Cerrejón zum Erfolg
verhilft.

ohne Gold lebt man…ohne Kohle lebt man…ohne Wasser stirbt man

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