Warum Kohle aus Kolumbien für Moorburg?

Warum Kohle aus Kolumbien für Moorburg?

Die zum Teil katastrophalen Folgen des Kohlebergbaus in den Lieferländern gelangen selten an das Licht der deutschen Öffentlichkeit. Zudem ist kaum bekannt, woher genau die Energieunternehmen die Kohle für ihre Kraftwerke beziehen. Eine Informationspflicht seitens der Unternehmen existiert nicht.

Bedeckt gibt sich auch Vattenfall.

„Man habe zumindest in der Vergangenheit Kohle aus El Cerrejón (Kolumbien) bezogen“, sagt Pressesprecher Steffen Herrmann. “Aus Wettbewerbsgründen können wir nicht veröffentlichen, aus welchen Abbaugebieten die Kohle für bestimmte Kraftwerke, also auch für Moorburg stammt bzw. stammen wird…“

Das Vattenfall seine Nuon – Kohlekraftwerke in Holland mit Kohle aus Kolumbien befeuert ist allerdings belegt – hier der Nachweis für Exporttonnagen von Oktober 2012

Das gleiche gilt für Dänemark – Lieferbelege aus dem Dezember 2012 – gleiche Quelle

Lieferungen Dänemark

Wobei Vattenfall in Dänemark ohnehin offen zugibt, von Cerrejón zu beziehen und dies sogar öffentlich verteidigt – siehe eine Stellungnahme zu einer Kritik der NGO DanWatch aus 2010 – hier

Vor Ort in Moorburg bekommt man auch bei der offiziellen Baustellenbesichtigung konkret die Antwort „ein Großteil der Kohle wird aus Kolumbien kommen“ – die sei „gut und günstig…genau das richtige fürMoorburg“. Den BesucherInnen wird dann ein mit Kohlestücken aus Kolumbien befülltes Glas gereicht.
Wer möchte darf auch anfassen – ganz haptisch…


Und weiter bekommt man die Auskunft: “bei Volllast würde Moorburg alle 4 Tage eine Panamax – Ladung benötigen”
Das sind Schiffe, die gerade so noch den Panama – Kanal passieren können. Sie sind ca. 300m lang, 32m breit und haben 12m Tiefgang.
Sie können bis zu 60.000 Tonnen Steinkohle transportieren.

Cerrejón selber gibt gegenüber dem Weltspiegel gegenüber auch stolz offen zu, dass die in Deutschland dominierenden Energiekonzerne “zum Portefolio gehören” – ausdrücklich wird dabei auch Vattenfall genannt – siehe bei ca. 2:20 Min. Weltspiegelreportage

 Das Kohle aus Kolumbien importiert werden soll ist nachvollziehbar

Schließlich hat das Kraftwerk Moorburg dann einen eigenen Seehafen, welcher groß genug ist, auch die riesigen Frachter der sog. Panamax-Klasse zu löschen.
Kohle aus Kolumbien ist sogar schon bis in die Schweiz hinein konkurrenzfähig. Und das obwohl sie dafür zunächst in Rotterdam erst umgeladen werden muss und dann auf vergleichsweise kleinen Flußfrachtern zusätzliche ca. 1.200 km den Rhein flußaufwärts transportiert wird. Ein Seehafen mit Atlantikanbindung unmittelbar am Kraftwerk ist da natürlich erst Recht im Vorteil.

Hinzu kommt, dass andere große Exportländer von Steinkohle, wie Australien oder Indonesien ihre Kohle im pazifischen Raum und nach Indien sehr lukrativ verkaufen können. Exporte dieser Länder nach Europa haben sich außerdem durch exorbitant erhöhte Versicherungsprämien verteuert – verursacht durch die Piraterie vor dem Horn von Afrika.

Auch die mit Kohlezügen transportierte Kohle aus Russland ist deutlich teurer – jedenfalls bei einer Seehafenlage mit Atlantikanbindung.

Deswegen geht es bei Moorburg ausschließlich um Kohleimporte aus dem atlantischen Raum. Die Konkurrenz für kolumbianische Kohle besteht allerdings auch dort. Vor allen durch die  USA, Brasilien, Südafrika

…allerdings ist deren Kohle seit einigen Jahren fast durchgängig wesentlich teurer, als die aus Kolumbien. Und Obama hat für seine 2. Amtszeit immerhin versprochen, die Kohleexporte der USA komplett einzustellen – aus Klimaschutzgründen.

Hier auch ein Ausschnitt vom Welt – Kohlepreis in $ aus November 2012. Kolumbien “sticht die Konkurrenz mit dem niedrigsten Preis weg. Mithalten kann noch Indonesien, die verkaufen die Kohle aber nicht nach Europa, sondern ausschliesslich nach Asien

Schon heute verfeuert Vattenfall Kohle aus Kolumbien in Hamburg – Wedel

Das dortige Kohle – Heizkraftwerk benötigt allerdings nicht annähernd die für Moorburg vorgesehenen Mengen. Es handelt sich um ein sehr altes Heizkraftwerk das Vattenfall in ca. 3 Jahren stilllegen und durch ein Gas und Dampfkraftwerk (GuD) ersetzen will.

Natürlich hängt Vattenfall die Befeuerung mit Kohle aus Kolumbien auch dort nicht etwa an die “große Glocke”. Sie ist aber u.a. belegt durch einen Unfall, der in die Öffentlichkeit gelangt ist – siehe hier

Wie Vattenfall den Handel mit den Kohlemultis in Kolumbien genau abwickelt ist nachzulesen hier

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